Montag, 8. Juni 2009

Lebenslüge Liebe?

Ich brauche dich nicht, aber ich will dich!
"Si vis amari, ama!" = Wenn Du geliebt werden willst, liebe!

Mehr als 95% der Menschheit ist nicht glücklich, fühlt sich ungeliebt, einsam, allein, unzufrieden, nicht schön, nicht begehrenswert, mit sich nicht wirklich wohl.
Gleich ob Kind, Jugendlicher, Erwachsener, Mann, Frau, Transsexuelle, Homosexuelle, Asexuelle, fast alle haben nicht gelernt wie es ist, wie es sich anfühlt, sich selbst zu lieben, um seiner Selbst willen geliebt zu werden, genau so wie man ist, einfach so, ohne jeglichen Anspruch, ohne irgendeine Erwartung.
Sie wissen nicht, was bedingungslose Liebe ist, haben sie (noch) nicht erlebt, sie kennen die Worte nicht, die jene Gefühle beschreiben die entstehen, wenn Liebe fließt, sich schenkt. „Es ist wundervoll, dass es Dich gibt, danke für Dein Dasein!“ – hat ihnen noch nie jemand gesagt und wenn es heute geschieht, dann können sie es nicht glauben.
Sie kennen Kritik, Forderungen, Ansprüche, Druck, Sätze wie: „Wenn Du ein braver Junge bist, dann ist die Mama auch lieb mit Dir.“ „Sei ein liebes Mädchen, mach Dich nicht schmutzig, der Papa mag seine hübsche kleine Prinzessin.“

Ein Kind, das spontan auf einen anderen Menschen zugeht, seine Freude zeigen will, seine Liebe, sein Vertrauen, läuft von 10 Mal 9 Mal gegen eine Mauer, wird vertröstet, beiseite geschoben, jetzt nicht, später …. - … später ist nie!
Kinder haben die Tendenz, sobald sie das Wort „Schuld“ kennen gelernt haben, diese bei sich zu suchen. Die Eltern streiten, trennen sich, das Kind glaubt, Schuld zu sein.

Unzählige Glaubenssätze, Klischees, Liebesromane malen Bilder von der Liebe, die es so definitiv nicht gibt! All das wurde von Menschen für Menschen gemacht, denn wer etwas hinterher jagt, das unerreichbar scheint, hat wenig Zeit für andere/s, ist leicht zu führen.
Während im TV der neueste Liebesfilm läuft, in dem sie sich nach vielen Irrungen und Wirrungen schluchzend in den Armen liegen und glückstaumelig küssen, schlägt der Vater die Mutter, beschimpft die Mutter die Tochter, missbraucht der Bruder die Schwester oder andersherum, sitzt ein kleines Kind allein in der leeren Wohnung, hat Angst, denn es ist dunkel, kalt, es hat Hunger - und niemand ist da.

Die meisten Menschen fühlen sich unfrei, unzufrieden, unglücklich, ungeliebt, sind voller Erwartungen, Abhängigkeiten, Unsicherheiten, Ängsten usw.
Zu diesen Zeiten entstehen die bekannten Statements mit der Frage: „Alle anderen sind glücklich, sie haben, was ich nicht habe. Was ist mit mir falsch, warum werde ich nicht geliebt, warum muss ich allein sein?“
Sie verfügen über ein begrenztes antrainiertes Verhalten, das sie benutzen, wenn sie glauben, der/die andere wolle etwas. Reicht das nicht aus, dann „retten sie sich“ in die Verstandesemotionen, die Altroutinen, in denen vertrautes Leid, Opferrolle, Schmerz, Angst, Minderwertigkeitsgefühle, Verlustängste etc. laufen, die sind berechenbar, die kennt „man“ – damit kann man umgehen.
Die Familie, die Umwelt hat dem Einzelnen systematisch all das abtrainiert, was er braucht, um seiner Selbst sicher zu sein. Er liebte es, sich zu fühlen, sich, d.h. auch seinen Körper zu lieben, sich zu vertrauen, sich selbst als den wichtigsten Menschen in seinem Leben zu begreifen, selbstbestimmt zu handeln, selbst verantwortlich zu agieren. Sich auf seine Intuition zu verlassen, sich klar und deutlich mitzuteilen – früher oder später war davon nichts mehr vorhanden.

Jungen weinen nicht, ein Mann ist stark, der zeigt seine Gefühle nicht. Männer sprechen nicht über das, was sie fühlen, ängstigt, traurig macht, unsicher usw. unglaublich, weil noch immer häufig so.
Ein Mensch, der Gefühle nicht zulässt, ausblendet, also nicht wirklich erkennt, der hat auch keine Worte, die ausdrücken, was er empfindet, wenn es denn mal so sein sollte. Dieses Erleben verunsichert, irritiert, ängstigt gar manchmal, also wird es nicht thematisiert, nicht nachgefragt, sondern weiterhin verdrängt, ignoriert, ausgeblendet.

So entsteht selektive Wahrnehmung, bitte lesen Sie die Infos die über die Verlinkungen zugänglich sind http://de.wikipedia.org/wiki/Selektive_Wahrnehmung und http://www.pflegewiki.de/wiki/Selektive_Wahrnehmung und schauen Sie auch das Video "Awareness" http://www.youtube.com/watch?v=Ahg6qcgoay4 an, es lohnt sich!

Außerdem sind diese Menschen, Männer und Frauen schnell dabei, den anderen zu negieren, anzugreifen, sie werden zu „Angstbeißern“, nach dem Motto: Bevor mich jemand verletzt, mir wieder wehtut, greife ich an, das kann ich kontrollieren. Während sie das tun behaupten sie noch immer: Ich liebe Dich.
Nichts ist ihnen unangenehmer, als unvorbereitet durch etwas erreicht, tangiert zu werden, mit dem sie nicht gerechnet haben und nicht umzugehen wissen.
Sie sind „gemein“, der andere reagiert mit Freundlichkeit. Das animiert sie zu immer heftigeren Angriffen mit immer boshafteren Attacken. Der Modus Selbstbestrafung verlagert sich nun ins Außen, Projektion geschieht, sie sagen glaubhaft, aus Liebe.
Durch diese Erfahrungen der Kindheit und Jugend entstand ein an die Gesellschaft angepasster Typ, logisch analytisch denkend, (mehr und weniger), der gelernt hat, erst kommen die anderen, dann erst komme ich.
Ein Mensch, der viele seiner eigenen Gefühle nicht mehr spürt, Verstandesemotionen produziert, sich selbst nicht mehr ganz wahrnehmen kann und der funktioniert, statt mit allen Sinnen seine Welt zu erleben.
Der Mensch denkt, dass er fühlt … (und steckt so mitten in seinen „Dramen“…)
Denn um Emotionen zu erleben, braucht der Verstand immer(!) das Außen, sozusagen einen Mitspieler, für das „Wenn, dann“ Spiel. „Wenn Du mir sagst, dass Du mich liebst, dann geht’s mir gut.“ – Wenn, dann, würde, hätte, könnte …
Es geht dabei immer um Bedürftigkeiten, Erwartungen und um Abhängigkeiten, die daraus entstehen. …. Erwartungen kommen aus dem Verstand und basieren auf Erfahrungen aus der Vergangenheit.
All das erschafft jeder Mensch für sich selbst und benutzt dafür das Außen.
Gefühle entstehen im Herz- und Bauchbereich, ohne das Außen, allein in mir, durch mich und aus mir.

Mädchen hingegen haben einen Hang zum „Drama“, sie durchleben, durchleiden, dramatisieren häufig Erlebnisse und werden im Gegensatz zu den Jungen darin noch bestärkt. Weine ruhig, das hilft. Sie reden und reden und reden und „hirnen“ und fragen nach: „Was denkt er, was fühlt er, was will er, was macht er jetzt?“ …
Allerdings befragen sie zu 99% NICHT den, den es betrifft, also den „Auslöser“, oder anders den „Reiz von Außen“ der sie animierte, mit dieser Aktion zu beginnen, sondern sie sprechen darüber mit zahlreichen anderen Menschen, die „ihn“ zumeist nicht einmal kennen. Sie sprechen nicht mit dem unmittelbar Beteiligten, sondern sie sammeln Meinungen, konstruieren daraus ihr ganz eigenes Drehbuch und hören sich dann z.B. so an: „Er sagt zwar, er liebe mich nicht (mehr), aber ich weiß es besser als er, dass er mich liebt. Dass er das so momentan nicht sieht, liegt an der dominanten Mutter, bösen Ehefrau, schwarzer Magie, was auch immer – der Fakt, dass er schlicht und einfach nicht (mehr) will, wird einfach ausgeblendet, nicht zugelassen, denn das passt ihr nicht.

Liebesfilme, die Storys von „dem Einen“, oder der einen, der alles verändern würde, wenn er/sie denn da wäre, insistieren, es gibt ihn/sie, den Herzensmann, die Herzensfrau für ein ganzes Leben.
Dann die Hochzeit, eine Zeremonie während der sich zwei Menschen versprechen, nur noch einander zu lieben, zu achten, zu respektieren, Treue zu leben, für den anderen da zu sein usw.
Der Mensch ist weder dafür gemacht, nur einen einzigen Menschen zu lieben, sondern alle Lebewesen, die gesamte Schöpfung.
Liebe will nicht, Liebe ist! D.h. Erotik, Sexualität, Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit, Respekt, Fürsorge, Miteinander sein wollen, sich interessieren, behilflich sein, für einander da sein wollen, gemeinsam Zeit miteinander verbringen, u.v.a. sind Aspekte, Facetten dieses göttlichen unbeschreiblichen Gefühls.

Denn die wahre Liebe verausgabt sich nicht. Je mehr du gibst, umso mehr verbleibt dir. Und wenn du dich anschickst, aus dem wahren Brunnen zu schöpfen, spendet er umso mehr, je mehr du schöpfst.“ - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste

Der Mensch ist auch nicht dafür gemacht, sich und den/die anderen zu begrenzen, zu reduzieren, zu reglementieren, einzusperren, zu bewerten, zu richten, zu urteilen, sondern er ist hier auf dieser Erde in einem menschlichen Körper, um mit allen Sinnen Erfahrungen zu machen.
Kommt dann tatsächlich endlich(!) jemand in das Leben, zeigte Interesse, Neugier, Lust auf den anderen, dann wird dieser sofort vollkommen mit Beschlag gelegt, am liebsten gar nicht wieder losgelassen, geklammert, ein Wust von Erwartungen, Forderungen, Hoffnungen, Wünschen etc. ergießt sich über ihn, denn alles, was bisher nicht klappte, nicht vorhanden war, das soll er nun endlich bringen, erfüllen, möglich machen!

Dass das nicht funktionieren kann, ist wohl inzwischen jedem klar?
Wenn nicht so, wie dann?!

Ganz einfach: Alles auf Anfang – noch mal von vorn, aber: Diesmal seiner Selbst bewusst, selbstbestimmt, eigenverantwortlich, klar und FÜR Dich selbst.
Prämisse: ICH BIN der Boss in meiner Welt, ich wähle bewusst und ich arbeite für mich, mit Hilfe des bewussten Atmens und der bewussten Sprache.
Selbst-Vertrauen ist der Anfang für alles, gefolgt von Selbst-Liebe, Selbst-Sicherheit, Selbst-Wert, Selbst-Bestimmung, Selbst-Verantwortung, Selbst-Akzeptanz …. Der Modus ist immer gleich und geht über:

- erkennen
- annehmen durch Akzeptanz
- nochmals mit allen Sinnen erleben
- ins Verändern, Loslassen, Heilen etc.

Es gibt viel zu tun, es lohnt sich, weil ich es mir wert bin!

Ob der Betroffene dafür Hilfe in Anspruch nimmt, oder den Weg allein geht, entscheidet er selbst.

Alles beginnt IN/BEI DIR. D.h. alles, was von Dir ablenkt, den Fokus von Dir nimmt, wird zunächst einmal losgelassen. Bitte nicht erschrecken, das sind etwa 97% dessen, was Du täglich tust!

Dann werden die Glaubenssätze, die zumeist unbemerkt in einem wirken, systematisch gesucht und gecheckt nach: Meine Wahrheit, oder eine Lüge? Und entsprechend aussortiert. Glaubenssätze sind z.B.: „Ein Mann muss drei Dinge im Leben tun: Ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen.“ „Man geht nicht fremd“, „Man muss treu sein“, „Eine Frau gehört ins Haus, an den Herd“, „Der Mann muss seine Familie versorgen“, „Wer liebt, muss leiden“…. etc. Äußerlichkeiten, wie Übergewicht, Falten, Narben etc. werden ebenfalls bewusst angeschaut und zunächst einmal angenommen. Statt Selbstkritik erlebe ich liebevolle Akzeptanz dessen, was ICH BIN.

Wer sich einlässt, auf das Abenteuer, sich selbst so zu begegnen, ganz neu, neugierig, ohne Schutz, ganz offen, vertrauensvoll, der beginnt eine Liebesbeziehung mit sich selbst.
Er lernt sich vollkommen neu kennen, entdeckt, was in ihm verletzt ist, betroffen, was reizvoll ist, was heilen will, was er loslassen kann, was er verändern mag, was er auflösen will usw.

Jeder Mensch ist besonders und einzigartig.
Also ist es auch sein Weg, seine Entwicklung, sein Tempo, die Zeit, die er braucht, um in sich balanciert zu sein, in seiner Mitte angekommen. Er schwingt in seiner Lebensfreude, liebt sich, vertraut sich und ist seiner Selbst bewusst und sicher.
Wenn er jetzt anderen Menschen begegnet, dann ist und bleibt er unabhängig, erwartungslos, frei-willig und schenkt sich, wird vielleicht beschenkt.
Es entsteht eine vollkommen andere Form des Miteinanders, keine Verletzungen mehr, keine Emotionen wie Eifersucht, Unsicherheit, Verlustangst, Besitzdenken, Kontrollverhalten, sondern ein liebe- und vertrauensvolles Miteinander im Jetzt, der Gegenwart. Keine Planungen, keine fixen Ziele, sondern bewusstes Sein im Moment.

Ich bin sehr gern mit mir allein – gern lade ich mir Gäste ein. Wie lange sie bleiben, das ergibt sich aus dem jeweiligen Jetzt. Alles kann sein, nichts muss sein. Alles ist im Fluss und ich liebe mich, mein Leben, alles, was ist.

Die folgende Frage hat mich, Johanna-Merete animiert, vor mehr als 10 Jahren, bedingungslose Liebe (Text zur bedingungslosen Liebe: http://27241.forendienst.de/show_messages.php?mid=4349488) leben zu wollen:

Kannst Du lächelnd neben jedem anderen Menschen stehen, ihn lieben, wie Spirit uns alle liebt, bedingungslos? Kannst Du ihn ehren, egal, was er tat, tut oder noch tun wird, ohne ihn zu bewerten, zu richten, zu verurteilen? Kannst Du ihn so sein lassen, wissend, dass wir alle auf dieser Erde sind, um mit allen Sinnen Erfahrungen zu machen, die unbewertet, einfach Erfahrungen sind? Kannst Du ihn so annehmen, wie er ist, ohne ihn verändern zu wollen?
Ich konnte es nicht, aber ich wollte es lernen, denn es fühlt sich für mich absolut stimmig an. So fand ich zu mir, in meine Selbstliebe, mein Selbstbewusstes Sein, wurde meiner Selbst immer sicherer und bin inzwischen ganz nah dran.

Diese Form des Seins wirkt in allen Lebensbereichen und ermöglicht eine ganz andere Form des Seins, Handelns, Wahrnehmens, auf dieser Erde. Diese Erfahrungen, diese Weisheit, dieses Wissen auch anderen vermitteln zu können, ist ein Geschenk, das ich mir selbst mache.


© Johanna-Merete Creutzberg – 7. Juni 2009