Montag, 25. Mai 2009

Texte, von mir und anderen Menschen, die hilfreich sind ....

Von einer, die auszog ….
Oder: was ist bedingungslose Liebe?


Nach einer Ehe, einigen Beziehungen, wenigen Partnerschaften und stets wiederkehrenden Enttäuschungen, weil nichts von Dauer war, hatte sie es einfach satt und beschloss, es muss sich endlich etwas ändern in meinem Leben, so mag ich einfach nicht mehr weitermachen.
So begann ihre Suche nach Antworten auf die Fragen:
Warum liebt mich keiner, so wie ich bin?
Warum hält keine meiner Beziehungen?
Warum gehen Männer mit mir einmal ins Bett und melden sich dann nicht wieder?
Warum falle ich immer wieder auf den gleichen Typ rein?
Was mache ich falsch?
Warum sind alle anderen glücklich, nur ich nicht?


Als sie ein kleines unehelich geborenes Kind war, inmitten einer Großfamilie, erfuhr sie, wenn ich gefällig bin, brav, bekomme ich eine Belohnung, wenn die Großen nach Hause kommen werde ich begehrt, jeder will mich auf dem Arm haben, lächle ich, schenken sie mir etwas Süßes, oder Streicheleinheiten.
So erfuhr sie, dass Liebe ein „wenn, dann“ hat.
Als man sie von ihrer Großmutter wegriss, hinein in die Welt der plötzlich vorhandenen Zweielternfamilie mit einem neuen Brüderchen, da lernte sie, dass Liebe, die fehlt, abhängig macht, sogar richtig krank.
Und sie machte erste Erfahrungen mit Ablehnung, dem „5. Rad am Wagen sein“, denn als ein Brüderchen starb und das andere nur knapp überlebte, war für sie kaum noch Liebe übrig. Und als noch 2 Brüder geboren wurden, lernte sie Wut kennen, Hass und Hilflosigkeit. Je mehr die Familie wuchs, umso einsamer wurde sie.

Im Laufe ihrer Kindheit, an die sie sich zu großen Teilen nicht mehr erinnert, war für sie, in ihrem Ich bin, in ihrem genau so wie Du bist geliebt werden, niemand da und sie lernte: Du bist nicht OK, Du bist nicht liebenswert, Du bist nicht gut genug; sie fühlte sich allein und hilflos.
Das wurde durch die Teilnahme an den Kindergottesdiensten und Jugendgruppen in der Kirchengemeinde durchaus gefördert. Die Bekanntschaft mit einem Gott, der strafte, Blutkreuze an Türen von Menschen machen ließ, einer Hölle, einem Teufel – machte ihr Angst und widersprachen dem, was sie selbst wusste, von der Einen Quelle der wahren Liebe, aus der wir alle stammen.
Nur bei der Großmutter gab es so etwas wie ihre „Insel“. Zeit ihres Lebens war sie, das erst geborene Enkelkind, der Schatz dieser Frau, von der sie erst später erfuhr, welche harten, bösen Anteile auch diese ausgelebt hatte, glücklicherweise nicht bei ihr.
In der Schule erfuhr sie von Anfang an Ablehnung, irgendwann wehrte sie sich, danach hatte sie Ruhe, aber Teil einer Clique zu sein, mitmachen zu dürfen, das erfuhr sie nicht. Eine Freundin hatte sie, die sie eigentlich nicht sehr mochte, aber besser diese, als keine! So lernte sie, dass es besser ist, seine Gefühle nicht zu zeigen.

Auf ihrem Weg in die Pubertät versuchte der eigene Vater sie zu missbrauchen, ebenso zwei männliche Nachbarn. Als die Mutter das erfuhr, bekam sie zunächst eine Ohrfeige, dann einen Therapieplatz und einen Schlüssel für ihr Zimmer.
Den Vater verlassen kam für die Ehefrau nicht in Frage, sie blieb mit den Kindern bei ihm, bis alle „wenigstens einen Lehrplatz haben“….
Statt liebevoller zärtlicher aufmerksamer Liebe gab es von der chronisch überlasteten und überforderten Mutter Hiebe satt, mit allen möglichen „Waffen“, u.a. einer Lederpeitsche. Weil sie nie so genau wusste, wer der „Übeltäter“ war, strafte sie entweder alle, oder den, der sich für die Gruppe als „Täter“ bezichtigte.
Wärme, Aufmerksamkeit gab es nur, wenn man krank war, oder Geburtstag hatte, aber selbst dann war man nie ganz sicher, ob das wirklich etwas länger anhalten würde. ….

Durch all das lernte sie: Ver-traue niemandem und verlor mehr und mehr den Kontakt zu sich selbst, zu ihrer Intuition, ihrer Klarheit, der Sicherheit des Wissens um Vieles; Selbstbewusstsein hatte sie längst keines mehr.
Innerlich hatte sie sich verabschiedet, von dieser „Familie“, die ihr fremder war, als mancher auf der Straße. So, wie diese wollte sie auf keinen Fall sein, werden!
Und so lernte sie ihren eigenen Weg zu gehen, er war dunkel, schmal und begrenzt.
Akzeptanz, Zuneigung, Interesse an ihrer Person, ihrem Wissen… erfuhr sie bei den sogenannten „Rockern“, bei den Soldaten in der nahe gelegenen Kaserne, bei den Strafgefangenen, die sie betreute und bei den „schweren Jungs“ auf dem Kiez.
Hier wurde sie genau so angenommen, wie sie war, man passte auf „die Kleine“ auf, sie war das Maskottchen, niemand durfte ihr sexuell nahe kommen, diese harten Kerle waren sanftmütiger und liebevoller, als viele andere.
Dass sie mit 18 Jahren noch Jungfrau war, glaubte niemand.
Ihre sorgsam geplante Entjungferung war ein Desaster, sie hatte vergessen, „ihm“ das wichtigste zu sagen, nämlich dass er sozusagen der Auserwählte war, um sie zur Frau zu machen. Danach folgte ein gutes Jahr Abstinenz.

Als sie in die Ausbildung kam, ihr Glück, dass damals zu wenig Lehrlinge auf zu viele Arbeitsplätze kamen, gab es eine Veränderung: Durch den Kontakt mit dieser „ganz anderen Welt“ erfuhr sie, dass sie eine eigenständige Persönlichkeit war, dass es auf Image ankam, auf das Äußere, dass Sprache wichtig war, Gepflegtheit in Wort, Schrift, im Aussehen. Also begann sie, die anderen zu beobachten, von ihnen abzugucken, sie lernte Sprache, in dem sie ein Wort hörte, seine Bedeutung nachschaute und es dann in ihren Sprachschatz integrierte. Benehmen lernte sie, ihren Stil entwickelte sie, Niveau bekam sie. Auf diese Weise veränderte sie ihre Realität, aber sie war noch immer allein, inmitten der vielen Menschen.

Als sie Michael begegnete, einem Abiturienten, der sich in seiner Familie genau so unwohl fühlte, wie sie sich in ihrer, beschlossen sie knapp 20 jährig, zu heiraten.
5 Jahre später ließ sie sich wieder scheiden, stand nun ganz allein da, keine Freunde mehr, die hatte er vergrault und sie hatte es zugelassen.
Der einzige Bereich, in dem sie sich wohlfühlte, erfolgreich war, zufrieden, war der Job. Mit 25 Jahren war sie Prokuristin einer Firma, die sie selbst mit ihrem Chef aufbaute, hatte wieder Boden unter den Füßen und einen Exknacki an ihrer Seite, der ihr Dinge vom Leben zeigte, die sie faszinierten. Als sie ihn nach 2 heftigen Jahren rauswarf, hatte sie eine Bürgschaft von 20.000 DM am Hals, musste zahlen und war wieder allein.
Kurze Zeit später starb ihrer Mutter – Mütter sterben nicht!
Ihr Schmerz war unbeschreiblich, sie war selbst erschrocken, über die Vehemenz, mit der sich ihre Trauer, aber auch ihre Hilflosigkeit, ausdrückte. Sie fühlte sich verlassen, betrogen, allein gelassen – war voll Angst. Sie hatten sich, nach ihrem Auszug zu Hause, beide glücklicherweise ausgesprochen, dabei geklärt, aufgelöst, was lange belastet hatte und waren sich am Ende einig, wir lieben uns und wir sind froh, einander begegnet zu sein, genau so, wie es war, sollte es sein.
Auch, als der Sarg ihrer Mutter in einer voll besetzten Kirche verabschiedet wurde, war sie allein, die Brüder, der Lebensgefährte, waren gegen die Verabredung gegangen – sie musste die Beileidsbezeugungen allein entgegennehmen. Das war heftig, diese Erfahrungen wirkten noch lange nach.
Sie war wütend auf ihre Mutter, wütend auf sich, weil sie sich so unendlich allein und hilflos fühlte und sie war wütend auf Gott. ….

Erneut machte sie sich auf die Suche und begegnete vielen Menschen.
Wenn sie einem Mann begegnete, suchte sie nach Indizien dafür, endlich angekommen zu sein, kaum waren sie miteinander bekannt, begann sie, sich zu verändern.
Aus der selbstbewussten jungen Frau wurde eine, die glaubte, er sei nun endlich derjenige, der wisse, was sie wolle, ohne, dass sie es ihm sagen brauche, der wisse, wie er sie berühren müsse, wie sie endlich einen Orgasmus bekäme, ihr sagen, wie liebenswert sie sei, er würde sie verwöhnen, verführen, berühren und endlich würde sie auch ein Leben haben, wie alle anderen, so, wie es in all den Geschichten zu lesen und zu hören war – und wenn sie nicht gestorben sind, dann….

Nichts dergleichen – sie wurde genommen, von vielen, ihr Körper war reizvoll und willig, benutzt und wieder verlassen. Und sie begriff nicht, warum.
Stellte sich infrage, entschuldigte ihn, versuchte, ihn wiederzubekommen, stilisierte ihn zu ihrem Traummann solange, bis das Bild von ihm wirklich traumhaft war, aber mit dem, was er lebte, nichts mehr zu tun hatte.
Sie erkannte wirklich den inneren Kern eines Menschen, aber die wenigsten wussten von ihm, oder lebten ihn.
Einer war der Mann mit dem sie ein Kind zeugte, das sie allein gebar und aufzog, denn auch er verließ sie, auch er hatte sie nur benutzt, auch er war nicht bereit, wie viele andere vor ihm, mit ihr eine Partnerschaft zu leben. Einige Jahre lang war er immer mal wieder da, reparierte etwas, aber sich wirklich öffnen, einlassen auf sie, oder sein Kind, das schaffte er nicht.

Nach dieser Erfahrung entschied sie: Meine Tochter wird nicht konfrontiert werden mit wechselnden Partnern, solange sie aufwächst, bleibe ich allein. Tatsächlich hat das Kind nur einmal einen Mann in Mamas Bett gesehen, zu einem Zeitpunkt, als sie bereits alt genug dafür war, es zu konfrontieren.
Dennoch hat auch ihre Tochter sie verlassen, als sie 17 ½ Jahre alt war, mit einem dramatischen Abgang, statt einfach zu sagen: Ich möchte jetzt gehen. Das hatte ihr, der Mutter, den Boden unter den Füßen einmal mehr heftig schwanken lassen, fast weggerissen.
Als sie das Erlebnis mit ihrem Kind verarbeitet hatte, war sie auf viele Erkenntnisse in/über sich selbst gestoßen, die sie animierten, mehr wissen zu wollen und so machte sie sich auf die Suche nach Antworten auf ihre Fragen.

Sie begegnete vielen Menschen, die ihr sagten, sie wüssten, was ihr fehle, sie könnten ihr sagen, was sie verändern solle, die ihr anboten, für sie etwas zu tun, mit Hilfe von Ritualen, mit Magie, mit Energie – aber das Ergebnis war unbefriedigend, denn die Antworten, die sie bekam, passten nicht auf ihre Fragen - sie blieb allein, fühlte sich hilflos und war sich ihrer Selbst weder bewusst noch sicher.
Tief in ihrem Inneren wusste sie: Es gibt diese Liebe, nach der ich mich so sehr sehne, es gibt dieses tiefe Vertrauen, es gibt diese Sicherheit, es gibt dieses Gefühl von endlich angekommen zu sein, es gibt dieses Heilsein und Freisein – das will ich endlich haben, sein und so suchte sie weiter.

Dann entdeckte sie eine kleine Gruppe von Menschen, die ihr nicht sagten, was sie tun solle, sondern ihr einfach die Möglichkeit gaben, sich selbst zu hören, ihre eigene Weisheit zu nutzen, sich von ihrem Gefühl leiten zu lassen, sich selbst zu vertrauen.
Sie zeigten ihr ein paar einfache „Hilfsmittel“, die sie benutzen konnte, dafür musste sie nichts bezahlen – wollte sie mit einem von ihnen arbeiten, bezahlte sie für die Dienstleistung und bekam ihr maßgeschneidertes Coaching, wann immer sie es wollte.
Dank dieser Erfahrungen traf sie nach langer Zeit erstmals wieder eine bewusste Wahl, nämlich: Keine Wiederholungen mehr.
Es war eine aufregende Zeit, mit all diesen Hilfsmitteln und dem Wissen zu „spielen“. Sich auszuprobieren, all die Glaubenssätze, die in ihr wirkten, zu entdecken, zu durchfühlen und loszulassen. Ein Glaubenssatz ist z.B. Du bist nicht gut genug, oder: Das kannst Du nicht.
Mit etwa 45 Jahren, kurz nach ihrem Abendstudium, begann sie sich noch einmal vollkommen in Frage zu stellen: Wer bist Du? Warum bist Du jetzt auf dieser Erde? Was willst Du?
Und sie hatte eine sehr wesentliche Erkenntnis wieder gefunden:
Wenn du dich selbst lieben kannst, dann kannst du auch jemand anderen ganz aufrichtig lieben. Wenn du dich selbst nicht zur Gänze lieben kannst, wenn du von anderen Menschen abhängig bist, dann bist du ihnen gegenüber nicht aufrichtig mit deiner Liebe zu ihnen.
Liebe ist bedingungslos, da ist kein wenn oder aber, es gibt keine Ausflüchte, Liebe ist Hingabe, ein Geschenk an sich selbst und an den anderen, sie nimmt ihn respektvoll an wie er ist, würdigt ihn, in seinem so Sein.

Mit Hilfe des bewussten Atmens, das sie ebenfalls wiedergefunden hatte, begann sie wieder zu fühlen, sie traute sich, endlich aus ihrem Kopf zu gehen, die (Verstandes)-Kontrolle loszulassen und erlebte sich so vollkommen anders.

So begann ihr aufregendes Abenteuer sich selbst zu begegnen, zu berühren, zu erfühlen, zu erfahren, zu begreifen – und endlich anzukommen, nämlich in seiner Mitte, seinem Ich bin.

Inzwischen ist sie ihrer Selbst wieder sicher, hat gelernt, dass all das, wonach sie so verzweifelt im Außen, bei den anderen Menschen, besonders den Männern (Frauen hatte sie fast übersehen) gesucht hatte, in ihr war, die ganze Zeit über.
Statt darauf zu warten, dass ein anderer sie liebt, sie „füttert“, tut sie es heute selbst. Sie ist unabhängig, was sie tut, geschieht frei-willig und bewusst.

Heute liebt sie sich selbst, hat sich angenommen, genau so, wie sie ist und ist glücklich. Sie ist der wichtigste Mensch in ihrem Leben, der Boss, das hat sie angenommen, denn sie erlebt, das was sie ausstrahlt, kommt von außen wieder zurück. Also behandelt sie sich selbst so, wie sie von anderen behandelt werden will.

Manchmal entdeckt sie noch etwas, das sie übersehen hat, nimmt es an, lässt es los, befreit sich auch davon.
Sie mag allein sein, lädt sich aber auch gern Menschen ein, in ihre Welt. Für länger, oder für einen Augenblick, je nachdem, was sie wählt, will.
Wenn sie mit einem Menschen, Mann zusammen ist, dann begreift sie seine Liebe als ein Geschenk, so, wie sie ihm ihre schenkt. Es ist eine Begegnung im Jetzt.
Sie hat keine Erwartungen im Bezug auf die Zukunft. Es ist möglich, sich wieder zu sehen, sich erneut zu begegnen, es ist ein Kann, kein Muss.
All die Klischees, die Glaubenssätze, die Gebote vermitteln den Menschen etwas anderes, sie begrenzen, verhindern, kontrollieren, zwingen in Formen, Strukturen.

Es war erstaunlich, manchmal erschreckend zu sehen, wie viele dieser „Regeln“ auch in ihr wirkten, sie hatte sie einfach übernommen, ohne sie jemals bewusst in Frage zu stellen. Heute ist sie weitest gehendst frei davon. Sie gestaltet sich ihre Welt genau so, wie sie sie jetzt haben will, bewusst.
Sie atmet und wählt bewusst.
Bewertungen hat sie ebenso entlassen, wie Be- und Verurteilungen.
Sie weiß, dass jeder Mensch einzigartig ist und besonders.
Jeder geht auf seinem Weg, den er sich gewählt hat, bewusst oder unbewusst.
Jeder ist auf dieser Erde, um mit allen Sinnen Erfahrungen zu machen und tut es auf seine Weise, die sie ehrt und würdigt, nicht mehr in Frage stellt oder bewertet, richtet.

Wenn heute jemand sie fragt: Bist Du Deiner Selbst bewusst und sicher?
Bist Du mit Dir zufrieden, weißt Du, wer Du bist und liebst Du Dich, genau so, wie Du bist? Dann strahlt sie ihn mit ihren großen dunklen Augen an und sagt aus tiefstem Herzen, mit klarer Stimmte: „Ja, genau das tue ich – Ich bin der Ich bin.“

Die Antworten auf die Fragen lauten:
Warum liebt mich keiner, so wie ich bin? – Weil ich es selbst nicht tat.
Warum hält keine meiner Beziehungen? - Es war stimmig so, manchmal ist in einem Augenblick Gemeinsamkeit mehr Intensität und Liebe, als in 10 Jahren. Es kann länger sein, es muss nicht!
Warum gehen Männer mit mir einmal ins Bett und melden sich dann nicht wieder? – Weil ich mich angeboten habe, unbewusst, weil sie sich fühlten, wie ich, unsicher.
Warum falle ich immer wieder auf den gleichen Typ rein? – Weil ich mich angezogen fühlte, von dem, was ich im Inneren sah.
Was mache ich falsch? - Nichts!
Warum sind alle anderen glücklich, nur ich nicht? – Sie sind es nicht.

(c) Johanna-Merete Creutzberg geschrieben am 28. Juni 2008

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